Binden ist nicht Bindung
Aufgezwungene Nähe führt nicht zu Bindung –
und schon gar nicht zu vertrauensvoller Verbundenheit
Aufgezwungene Nähe führt nicht zu Bindung –
und schon gar nicht zu vertrauensvoller Verbundenheit
Auch wenn die Bereitschaft, sich auf den Menschen einzulassen, in der Regel an der Leine größer ist, so ist natürlich auch der Gebrauch der Leine sorgsam zu gestalten. Wird der Hund an der Leine ohnmächtig hinter dem Menschen hergeschleift, so hat diese "Verbundenheit" nichts Gemeinsames. Diese "Bindung" trennt vielmehr, was nicht ohne Folgen bleibt.
Wird dem Hund durch dieses Anbinden zudem jegliches Eigenleben verwehrt, so wirkt sich auch dies selbstverständlich negativ auf die Entwicklung des Hundes aus. Die Erfahrungen, die viele Hunde in verkehrten "Trainings" machten, bevor sie in unsere Verhaltensberatung kamen, zeigen die Abgründe eines beängstigenden Verständnisses von Bindung auf.
Was Bindung ist, welche Bindungsmuster es gibt und wie eine vertrauensvolle Verbundenheit zwischen Hund und Mensch entstehen kann, wird im Detail in meinem Buch "Die sichere Bindung als beste Erziehung – Die H.A.L.T-Methode nach Cordt: Mensch-Hund-Bindung gestalten" erklärt. Außerdem erfährst du, warum eine sichere Bindung zu deinem Hund essentiell ist und wie du diese trotz schlechter Vorerfahrungen aufbauen kannst.
Details zum BuchEine 6 Monate alte Kangal-Hündin wurde uns in unserer Verhaltensberatung vorgestellt. Sie war – völlig untypisch für diese Rasse und für dieses Alter – extrem nervös und aufgekratzt, sie war wie getrieben und konnte keine Ruhe finden. Für ihre Menschen war dieser Zustand zu Recht besorgniserregend, zeigte sie sich doch bei der Übernahme als Welpe als entspannter Hund, ein "normaler" Welpe, der keinerlei Verhaltensbesonderheiten zeigte. Sie war damals genau der Hund, den sich die Familie gewünscht hatte; sie waren glücklich gewesen mit ihrer Hündin.
Es war das Hundetraining! Die Familie hatte sich bei der Auswahl der Hundeschule / Verhaltensberatung auf die Zertifizierung nach §11 verlassen, die Sachkunde bescheinigen soll. Die Erlaubnis nach §11, Abs.1 Satz 1 Nr. 8f TierSchG ist seit Ende 2014 ein Muss für die Hundetrainer, die gewerblich Hunde ausbilden. Dass aber ein "behördlich geprüft" nicht gut sein muss und nicht automatisch eine tatsächliche Kompetenz des Hundetrainers bedeutet, das erfahren wir und die Hunde jeden Tag. Das Fatale daran ist, dass sich nun Hundebesitzer auf diese Genehmigung verlassen und denken, "behördlich geprüft" – dann muss das Training ja gut sein.
Der Familie der Kangal-Hündin wurde eine Trainingsmethode angeraten, bei der nicht bzw. kaum mit dem Hund gesprochen und alles nur über Futter gesteuert wurde. Mit dieser Art des Trainings kam die Hündin verständlicherweise nicht zurecht und konnte die ihr gestellten Aufgaben (Erlernen der Alltagssignale) nicht bewältigen. Die Trainerin führte diesen "Ungehorsam" auf eine schlechte Bindung zu ihrer Besitzerin zurück.
Um die Bindung zu verbessern, wurde geraten, die Hündin nun mittels Bauchgurt an die Besitzerin zu binden, damit der Hund ihr so willenlos den ganzen Tag folgen musste. Was ist mit Freiraum? Was ist mit Schlaf, Ruhe und Rückzugsmöglichkeit? Dieses arme Wesen war jedem Schritt seiner Besitzerin ohnmächtig ausgeliefert.
Glücklicherweise hat die Besitzerin nach einiger Zeit dann doch auf ihr Bauchgefühl gehört und das "Training" beendet, da sie merkte, dass es ihrer Hündin überhaupt nicht guttat: Die Hündin zeigte sich, wie bereits beschrieben, immer nervöser, konnte kaum noch Ruhe finden und wurde zudem völlig futtergesteuert. Dies alles potenzierte sich noch, wenn die Besitzerin anwesend war.
Das erlittene "Training" gehört in den Bereich der Misshandlung, auch wenn unter diesem Begriff meistens nur Schläge verstanden werden. Diese Misshandlung in Form von Nichterfüllung elementarer Bedürfnisse bei Heranwachsenden kann zu nachhaltigen Schäden im Stressregulationssystem führen. Resultat: Auch diese Hündin kann nicht mehr mit Stress umgehen. Die mangelnde Frustrationstoleranz (sie dreht sofort auf, wenn ihre Erwartungshaltung nicht erfüllt wird, sie keine Leckerli bekommt, sie wird unruhig und fängt an in Leine, Hände und in Kleidung zu beißen) ist ebenfalls das Resultat des erlittenen "Trainings". Zum Glück haben ihre Menschen noch rechtzeitig auf ihr Bauchgefühl gehört und haben das fatale Training gestoppt.
Ein großes Lob an die Menschen dieser Hündin, die nun mit viel Verständnis und mit unserer DOG-InForm ICH HALTE DICH-Philosopie ihrer Hündin helfen, wieder gelassener zu werden und sie erfahren zu lassen, was Bindung wirklich bedeutet.
Wie können wir dich und deinen Hund unterstützen?
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